Hexenprozesse in Kurmainz

Das Erzstift Mainz

Im Territorium von Mainz regierten die Kurfürsten und Erzbischöfe von Mainz. Sie hatten eine besondere Funktion, da sie die vornehmsten Kurfürsten waren. Als Reichserzkanzler hatte der Mainzer Kurfürst die Kaiser- oder Königswahl in Frankfurt zu leiten und das Krönungshochamt zu zelebrieren. Zudem ernannte er das Personal der Reichshofkanzlei und führte das Reichsarchiv. Ebenso konnte er dank seiner Oberaufsicht über das kaiserliche Bücherkommissariat die mediale Öffentlichkeit steuern.

Mainz als Hauptstadt des in drei Hauptteile getrennten Territoriums von Kurmainz (Ober- und Unterstift, Gebiet um Erfurt und im Eichsfeld) konkurrierte lediglich mit Aschaffenburg um die Residenzfunktion, wo sich die Erzbischöfe immer wieder im Schloss Johannesberg aufhielten. Als Zentrum der Verwaltung und häufigster Sitz bildeten sich aber das kurfürstliche Schloss und die Martinsburg am Rhein als nördliche Begrenzung der Stadtbefestigung heraus.

Träger des kulturellen Lebens waren vornehmlich das Bürgertum und der Adel, wobei den Kurfürsten und dem Klerus eine herausragende Rolle als Mäzene zukam. Als wichtiger Umschlagplatz an Rhein und Main konnte die Stadt Mainz bzw. die kleineren Städte am Main auch bedeutende Einnahmen aus dem Handel verzeichnen. Die Gebiete im Spessart und Odenwald blieben hingegen vergleichsweise arm. Auf diese Weise entstand in Mainz eine finanziell gut gestellte Bürgerschicht, so dass die kulturelle Förderung der Stadt seitens des Bürgertums und des Adels bewerkstelligt werden konnte, ohne dass das gesamte Territorium von dieser Entwicklung profitieren konnte.

Nach der Reformation verwandten die Erzbischöfe ihre Aufmerksamkeit darauf, die Stadt und Territorium beim alten Glauben zu halten, was ihnen dank der Bildungsarbeit der Jesuiten mit Gymnasiumsgründung und Universitätsreform in Mainz gelang. Schwer betroffen durch den Dreißigjährigen Krieg und die Kriege des Heiligen Römischen Reiches gegen Frankreich konnte die Territorialentwicklung im 17. Jahrhundert nur zögerlich voranschreiten, zumal die Stadt Mainz als Reichsfestung besondere Belastungen zu tragen hatte. Die kulturelle Blütezeit erlebte Kurmainz im 18. Jahrhundert, als eine Reihe von Reformen durchgeführt und besonders in Mainz eine umfangreiche Bautätigkeit vorherrschte.

Nachweise

Verfasser: Ludolf Pelizaeus

 
Hinweis: Diese Webseite wird vom IGL auch Jahre nach Abschluss des Projekts weiterhin zur Verfügung gestellt. Die unten angezeigten Inhalte sind aber veraltet und spiegeln möglicherweise nicht den aktuellen Forschungsstand wider. (Klicken Sie auf diese Meldung, um sie auszublenden.)