Hexenprozesse in Kurmainz

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Glossar

Um die zeitgenössischen Quellen leichter verstehen zu können, wurde auch ein Glossar erstellt.

Viele weitere Begriffe und Erklärungen finden sich auch im Lexikon zur Geschichte der Hexenverfolgung von historicum.net unter: http://www.historicum.net/themen/hexenforschung/lexikon/ 

0.1.A

Abtreibung (Abortus)

Unterbrechung einer Schwangerschaft durch äußere Einwirkung mechanischer oder pharmakologischer Art. Zur Zeit der Hexenverfolgung wurden der mit dem Wacholder verwandte Sadebaum oder schwarze und weiße Nieswurz, Alraune (Mandragora) und Haselwurz als starke, Raute, Muskatblüte und Muskatnuß als eher milde Abtreibungsmittel eingesetzt. Die toxikologische Wirkung war mit hohem Risiko auch für die Mutter verbunden. Ganz selten finden sich Hinweise darauf, dass auch Hebammen solche Mittel verabreichten, diese Tatsache wurde aber in Hexenprozessen nicht als Indiz gegen sie verwandt.

Agnus Dei

Bei den Prozessen sind hier geweihte Wachsplättchen mit eingeprägtem "Lamm Gottes" gemeint, die im ersten und jedem siebten Pontifikatsjahr eines Papstes geweiht wurden und dem man schadensabweisende Kräfte zuschrieb.

aychwasen s. Eichwasen

0.2.B

Bachbrücke

Brücke über die Gersprenz am westlichen Ausgang des Minnefelds (s. Dieburg).

Berwolff s. Werwolf

Birnbäumchen

Gewann bei Dieburg

Bock s. Ziegenbock

Breudtführer

Brautführer bei der zauberischen Hochzeit, auch Brautjungfer

Buch Eckern (Bucheckern)

Ölhaltige Samen der Buche; dienten zur Viehmast und zur Ölgewinnung

Buhlgeist

Dämonisches Wesen, das den Hexen/den Hexern gleich einem Ehepartner vom Teufel zur Seite gestellt wird. Das Verhältnis zu einem Buhlgeist wird durch die zauberische Hochzeit formal bekräftigt und ist von ewiger Dauer. Zwischen dem Menschen und dem Buhlgeist findet sexueller Verkehr statt, der erzwungen werden, aber auch unbemerkt (z.B. im Schlaf) geschehen kann.
Über die Natur dieses Wesens gibt es eine Vielzahl von zeitgenössischen Abhandlungen, z.B. darüber, ob sie niedere Dämonen oder der Teufel selbst sind. Man unterscheidet zwischen männlichen (Incubus) und weiblichen (Succubus) Buhlgeistern.
Inwieweit der Mensch dem Willen des Buhlgeistes unterworfen ist, geht aus den Protokollen nicht klar hervor.


Brustgeschwüre durch Berührung (Brustkrebs?)

Hier eine medizinisch exakte Diagnose zu stellen ist schwierig. Zumindest kann an exulzerierende Karzinome gedacht werden. Möglich wäre allerdings auch ein entsprechender entzündlicher Prozeß.

bulieren/buhlen

Sexueller Verkehr mit dem Buhlgeist oder Buhlteufel

0.3.C

Conventus (Blocksbergtreffen)

Hexenkonvent und zauberische Hochzeit vermittelten wie bereits die Teufelsbuhlschaft keinerlei Freuden und Genüsse, sondern waren insgesamt freudlos. Meist endeten sie mit einem gemeinschaftlichen Tanz und/oder mit einem Schadenszauber. Vor allem diesem Zweck diente der nächtliche Hexenkonvent, dessen Termine sich in aller Regel, wenn es nicht eine zauberische Hochzeit zu feiern galt, am Wachstum der Früchte orientierten. Wie die Hexe zu den nächtlichen Treffen gelangte, war Anlass zu vielgestaltigen Spekulationen. Hierin spiegelte sich die seit Regino von Prüm (840 bis 915 n. Chr.) geführte Diskussion um die Realität des leiblichen Hexenfluges wieder. Unumstritten war allerdings, daß der Ehegatte durch einen wie auch immer gearteten Stellvertreter getäuscht wurde, so daß er die Abwesenheit der Frau oder des Mannes nicht bemerkte.


Carolina, Halsgerichtsordnung

Constitutio Criminalis Carolina; peinliche Gerichtsordnung Karls V

0.4.D

Dollmarck

Flurstück südlich von Dieburg in der Nähe der Gersprenz, später "Totenmarkt" oder "Todtenmarkt". Fundstelle fränkischer Gräber. Mit dem Totenmarkt verbindet sich eine Dieburger Lokalsage von der unglücklichen Liebe eines einfachen Mädchens aus dem Minnefeld zu einem Ritter. Bestandteil dieser von E. E. Niebergall (1815-1843) im 19. Jh. literarisch gefassten Sage ist eine "Geisterbeschwörung" auf dem Totenmarkt.

0.5.E

Eichwasen

In den Vernehmungsprotokollen taucht dieser Ort im Zusammenhang mit "zauberischen Hochzeiten" und anderen Versammlungen (Hexentanz, Hexensabbat) der "Dieburger Hexen" auf. Solche Versammlungsplätze sind von rein regionaler Bedeutung. Durch Sagen und literarische Rezeption (u.a. Johann W. Goethes "Faust") wurde der Blocksberg im Harz jedoch im ganzen deutschen Sprachraum als Hexentanzplatz bekannt. Traditionellerweise werden bestimmte Tage mit diesen Hexenversammlungen in Verbindung gebracht. So beispielsweise die Walpurgisnacht (30.April), Johanni (24.Juni), oder auch Weihnachten beziehungsweise Neujahr.
In Dieburg lässt sich dieser Ort als Gemarkung Eichwasen an der westl. Stadgrenze lokalisieren. Früher offenbar eine leichte Erhebung, ist die Gemarkung nun ein freies Feld, das als Weide genutzt wird. In den Protokollen finden sich verschiedene Schreibweisen, z.B. aychwasen, Aichwasen etc.

Erbeiß

Erbsen

Examinatores

lat. examinare: untersuchen, prüfen -> Mitglieder der Untersuchungskommision bei den Hexenprozessen

Einsiedel

Forsthaus in der Dieburger Mark

0.6.F

Fauth, Faut (Vogt)

Von lat. Advocatus. Der Fauth war ein in Dieburg angesiedelter, kurfüstlicher Beamter und Vorsitzender des Centgerichts.

Fendrich

Fähnrich, Fahnenträger (militär. Rang, oft adeliger Offiziersanwärter): In Übertragung der weltlichen Hierarchie wurde ihm in den Verhören oft eine wichtige Stellung im Hexenkollektiv zugewiesen.

Folter

Jurist.-techn. Sinn: jede gewaltsame Herbeiführung eines Geständnisses oder einer Aussage im Rahmen des Beweisverfahrens. Seit dem 13. Jahrhundert entwickelt sich die Folter als Hilfsmittel des Inquisitionsprozesses.

Der bei der Folter angewandte Spezialfragekatalog (Spezialinterrogatorium) räumte den Fragen nach der zauberischen Hochzeit einen breiten Raum ein und förderte dadurch die Verbreitung dieser Vorstellung im Volksglauben.


0.7.G

Gemächt (männliches Geschlecht)

Ausgehend vom Hexenhammer spielte die Vorstellung der Wegzauberung des männlichen Geschlechts oder das Herbeizaubern von Impotenz eine wichtige Rolle bei den frühen Vorstellungen von Schadenszauber. Während der Höhepunkte der Verfolgung trat diese Vorstellung eher in den Hintergrund und tradierte sich z.T. weiter über Vorstellung, dass bei ein männlicher Säugling, dessen Glied mit der Zauberschmier versehen werde, nach wenigen Tagen versterben würde.

Glotzschen s. Pferdefuß

Klumpfuß

Gottesverleugnung

In der Vorstellungswelt der Frühen Neuzeit war die Welt des Teufels das umgekehrte Abbild der bestehenden Welt. Daher war die Verehrung des Satans ein sehr wichtiger Bestandteil der Protokolle. Noch vor der zauberischen Hochzeit mit dem Buhlgeist war die Verleugnung Gottes (‘abschwören') fester Bestandteil der rituellen Formalitäten, den der Neophyt zum Eintritt in den Teufelsbund mit dem Teufel zu leisten hatte. Mit der Verleugnung Gottes (gebräuchliche Formel: ‘Gott und den Heiligen abschwören') wurde der Bund mit Teufel besiegelt, der Vorrausetzung für die Aufnahme in die Hexengemeinschaft war. Für eine rituelle Handlung, die mit der verbalen Verleugnung Gottes verbunden war, gibt es in den Protokollen keinen Hinweis. Dennoch scheint gerade dies die Illustratoren diverser Abhandlungen über das Hexenwesen angeregt zu haben (s.u.)


Groschlag

Groschlag v. Dieburg, Dieburger Adelsfamilie, Kurmainzer Burgmannen in Dieburg. Seit 1236 urkundlich nachweisbar, hatten diese ihren Sitz in der Stadt an der Ostseite des Marktplatzes, gegenüber des Minoritenklosters. Mehrere Groschlage bekannten sich im 16. und 17. Jh. zur augsburgischen Konfession, allerdings wurde die Familie Mitte des 17. Jh. wieder katholisch. Ende des 17. Jh. bauten sie, nachdem sie in den Freiherrenstand erhoben worden waren, außerhalb der Stadt ein Schloß bei der Stockauer Mühle und legten dort über drei Generationen hinweg einen bedeutenden Park an. 1799 ist das Geschlecht der Groschlage ausgestorben.


0.8.H

Hasel

(Córylus avellána)

Haselsträucher oft in der nähe von Häusern angepflanzt. Die Nüsse stellten eine beliebte und energiereiche Nahrung dar; außerdem war die Ansicht, dass Haselsträucher böse Geister und Hexen vom Haus fern halten, weit verbreitet.


Haselstecken

Haselstecken (-ruten) wurden in erster Linie als Zauberstab benutzt, konnten aber, wenn sie an Karfreitag mit drei Schnitten abgetrennt worden waren, auch jemanden "per Fernwirkung" verprügeln - vorausgesetzt man war im Besitz eines seiner Kleidungsstücke.

Haselwurz

Leicht giftige Pflanze, deren Bestandteil Asaron Erbrechen hervorrufen kann. Bestandteil eines "Hexentrankes".

hebAm (Hebamme)

Geburtshelferin. Um die Entbindung zu erleichtern, wendete die Hebamme oft auch volksmedizinische Mittel, Segen und Besprechungen an. In Dieburg wurde sie gemäß dem "Fauteibuch" unter einen besonderen Diensteid genommen. Die Hebamme durfte ohne Erlaubnis nicht über Nacht außerhalb der Stadt bleiben und hatte sich unverzüglich zu den Schwangeren zu begeben, wenn sie gerufen wurde. Dafür war sie, zusammen mit ihrem Ehemann, von städtischen Abgaben und Pflichten befreit. Die erste Hebamme in Dieburg wird 1490 erwähnt.
Aufgrund der hohen Kindersterblichkeit in der Frühen Neuzeit gerieten Hebammen schneller in Verdacht. Sie waren aber nicht mehr als andere Bevölkerungsgruppen von der Verfolgung betroffen.


Heffner (Töpfer)

Im Südhessischen auch "Euler", von mlat. Olla = Topf. Dieburg war seit dem 14. Jh. ein Töpferzentrum. Grundlage dafür waren hochwertige Tonvorkommen. Die in Kleinbetrieben organisierten Töpfer wohnten und arbeiteten besonders im Minnefeld. Ihre Produkte, Gebrauchskeramik, aber auch Ofenkacheln lieferten (Zwischen)händler bis nach Straßburg und ins Rheinland, sowie in die Wetterau und den Odenwald. Im 16. Jh. wurde die wirtschaftliche Lage für die Töpfer schwieriger, da immer mehr Konkurrenz auf den Markt drängte. Zunftordnungen versuchten durch Beschränkung der Produktion und der Betriebsgröße (Anzahl von Gesellen und Lehrlingen) die Einkommenslage des einzelnen Töpfers zu stabilisieren. In Dieburg finden sich Töpferzeichen ("Töpferschiene") als Rillungen aus dem 16. Jh. am Chor der Wallfahrtskirche.


Hl. Kreuz Markt

Jahrmarkt bei der spätmittelalterlichen Wallfahrtskapelle zum hl Kreuz im Wald bei Babenhausen. Dieser Markt wurde auch noch nach der in Babenhausen eingeführten Reformation abgehalten.

Hermes

Gewann bei Dieburg

Hexenbild

Nach dem, was die Gefangenen aussagten, unterschieden sich die frühneuzeitlichen Hexen in wesentlichen Punkten von dem Bild der Zauberinnnen der mittelalterlichen Poenitentialbücher (Bußbücher) und Leges. Im Unterschied zu diesen höchst individuellen Akteuren mit umfangreichem, tradiertem Zauberwissen, dominierte beim Hexenbild des 16. und 17. Jahrhunderts die einheitliche Vorstellung der "häretischen Hexe". Zwei Merkmale zeichneten dieses neue Hexenbild aus: 1. Teufelsbuhlschaft 2. Hexenkollektiv.


Hexenglauben (gelehrter und volkstümlicher)

Ein wirklicher Gegensatz zwischen theologisch-gelehrter Hexenlehre und volkstümlichem Zauberglauben läßt sich für Kurmainz nicht feststellen. Sowohl in den Augen der Obrigkeit als auch nach Aufassung der Bevölkerung war die Hexe gleichermaßen Teufelsbuhlerin wie Schadensstifterin, denn jede Zauberei setzte nach weitverbreiteter Ansicht Teufelsbuhlschaft und Gottesverleugnung voraus. Die Bandbreite dessen, was im Hexenglauben als allgemein verbreitet galt, war zumindest im 16. Jahrhundert noch groß und erfuhr erst durch das Aufkommen der neuen Fragenkataloge (Interrogatorien) im 17. Jahrhundert eine gewisse Festlegung. Diese brachte in manchen Details durchaus auch eine Erweiterung des volkstümlichen Hexenglaubens mit sich. Dies betrifft vor allem Teufelstaufe und zauberische Hochzeit - sie waren vor dem Aufkommen der Fragekataloge weithin unbekannt gewesen.


Hexenhammer

s. Grundlagen der Strafverfolgung im Reich

Hexenritt

Man glaunte, dass Hexen die Fähigkeit haben, fliegen zu können (reiten).
Als "Flugmittel" sollen Besen, Heugabeln, Deichseln u.ä. verwendet worden sein. Auch war es eine weit verbreitete Vorstellung, dass Hexen sich im Schlaf Tieren und Menschen bemächtigen würden, um diese als Reittier zu missbrauchen. Nach dem Ritt sollen sie ein Zeichen auf diesen hinterlassen haben.

Hexenritt (-> "Sage" aus Münster b. Dieburg) Wilhelm Wolf überliefert in seinen "Hessischen Sagen" von 1853 den "Hexenritt bei Münster". Berichtet wird über drei junge Burschen, die sich in der Walpurgisnacht bei einem Steinkreuz unter einer Egge versteckten, um den Vorbeiflug der Hexen zu beobachten. Diese Sage scheint eher zu einer romantischen Erzähltradition zu gehören. Das Steinkreuz, das mit dem Schauplatz des Geschehens verknüpft wird, wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts zwischen Münster und Eppertshausen als Andachts- und Flurkreuz aufgestellt.


Hinderbrücken

Hinterbrücke: Brücke über den Glaubertsgraben westlich des Minnefelds

Hirnschale

Neurocranium

Der das Gehirn einschließende Teil des Schädels. Beim Neugeborenen sind die Schädelknochen noch knorpelig angelegt und das Neurocranium daher weich und verformbar. Darüber hinaus sind die sog. "Fontanellen", also die Stellen des Schädels, an denen mehrere Schädelknochen-Anlagen zusammenstoßen, noch bindegewebig geschlossen.


Hölle

In der mythologischen Vorstellungswelt ist die Hölle der unterirdische Aufenthaltsort der Toten.
Im christlichen Zusammenhang wird diese Vorstellung dahingehend weiterentwickelt, dass die Hölle der Ort der Qualen und Bestrafung für irdische Vergehen ist. Außerdem kam noch die Bedeutung der Hölle als "Wohnsitz" des Teufels hinzu, ausgestattet mit Fegefeuer u.ä.
Grundlage für dieses Bild der Hölle ist das zur germanischen Religionsvorstellung gehörende Totenreich der Göttin Hel (vgl. engl. hell; dt. Hölle). Dieser Aufenthaltsort der Toten erhielt erst in der christlichen Vorstellung den Aspekt der Strafe.

Der Mensch des ausgehenden Mittelalters machte leidvolle Erfahrungen mit Pest, Hungersnöten, kriegerischen Auseinandersetzungen größter Brutalität sowie Häresie und Kirchenspaltung (Schisma). Gerade letztgenannte Phänomene, erschütterten die Sicherheit der Menschen im Glauben. Die Vorstellung, der Teufel und seine menschlichen Verbündeten könnten hinter diesen Nöten stehen, bereitete den Boden für die Hexenverfolgungen, die ihren Höhepunkt in den Jahren 1500-1640 finden. Die Vorstellung, dass der Teufel und seine untertänigen Dämonen oder Hexen von der Welt Besitz ergreifen könnten, belebte das Thema 'Hölle' sehr stark. Es läßt sich in der bildenden Kunst, Literatur und Theologie nachweisen.


Hörnets Graben

Das Hörnet ist ein Flurstück zwischen Dieburg und Groß Zimmern, in der Gersprenzniederung, westl. des sogenannten "Hönes"

Hostien

lat. hostia: Opfer(tier).
Ungesäuerte Abendmahlsbrote im katholischen und lutherischen Ritus. Nach katholischer Auffassung wandelt sich in der Messe das Abendmahlsbrot in den wahren Leib Christi (Transsubstantation). Um dessen Missbrauch zu erschweren, wurde die Hostie den Kommunikanten vom Priester direkt in den Mund gelegt. Konsekrierte Hostien in die "Hexensalbe" zu mischen, bedeutete ein außergewöhnlich schweres Sakrileg. Darauf beziehen sich auch die Fragen der Interrogatoria nach besonderen Zeichen, also wunderbaren Erscheinungen auf oder mit Hostien.


Humelsbühl

Flurstück westl. von Dieburg in der Nähe des heutigen Freizeitgeländes. Frühere Autoren deuteten den Namen als "Humusbühl", also fruchtbarer Hügel.

Hydrozephalie ("Wasserkopf")

Stauung des Liquor cerebrospinalis, des Nervenwassers. Führt bei Kleinkindern zu einer Auftreibung des Schädels.

0.9.I/J

Imbst (Imbiss)

Mahlzeit für die am Prozess beiteiligten verhörenden Personen und den Henker. Bisweilen konnte diese Imbisse Ausmaße eines Gelages annehmen, wie Hexenprozessrechnungen beweisen.

0.10.K

kalt Natur

Diese Angabe über das Wesen bzw. Gestalt des Buhlgeistes oder der Buhlgeistin findet sich oft in den Protokollen. Offenbar ging man davon aus, dass diese über keine eigene Körperwärme verfügten und sich deshalb kalt anfühlten. Wahrscheinlich ist dies zusammen mit den Speisen, die auf den Hexenzusammenkünften gereicht wurden und nicht geschmeckt werden konnten, ein Hinweis auf die angenommene Unwirklichkeit aller Dinge oder Wesen aus dem Machtbereich des Teufels.


Katze (Kater)

Katzen beiderlei Geschlechts gelten als typische Hexentiere (insbesondere schwarze Katzen). Man schrieb ihnen unterschiedlich ausgeprägten dämonischen Charakter zu. Dieser entfaltet sich erst nach einer gewissen Lebenszeit (7, 9 oder 20 Jahre). Einerseits glaubte man an die Möglichkeit, dass Hexen sich in diese verwandeln konnten oder aber, dass die Katze als Medium für einen Dämonen diene, welcher der Hexe hilft und ihr zur Seite steht. Zudem gilt die Katze als Reittier der Hexe, mit der sie zu den Versammlungen ritt (Hexenritt).


Keller (Kellerer)

von lat. Cellerarius
Ein, auch in Dieburg ansässiger, kurfürstlicher Beamter. Er war für einen Ort der Stellvertreter des Amtmanns.

Kindsmord

Glaube, dass zur Herstellung der Hexensalbe ungetaufte Kinder benötigt werden. Besonders Hebammen wurde aufgrund der hohen Kindersterblichkeit in der Frühen Neuzeit unterstellt, sie seien für den Tod der Kinder verantwortlich.


Kyfüß s. Pferdefuß

"Kuhfuß"

0.11.L

Laruen (Larven)

lat. larva, Totenmaske

Larva wird im Lateinischen auch als Bezeichnung für Hexe verwendet. Vielleicht ein Hinweis darauf, dass man Hexen auch Nikromantie (Weissagung durch Tote) zuschrieb. In diesem Fall wurden die Geister Toter durch Zauber, bzw. eine Opferhandlung herbeigerufen und befragt. Die Nikromantie ist in vielen Kulturen belegt, insbesondere auch in der Antike.


Leuchter

Fackel- oder Lampenträger bei der Zauberischen Hochzeit

Liebdräncken (Liebestränke)

Dieses Mittel des Liebeszaubers ist in vielen Kulturen bezeugt. Meist sind es Hexen oder Hexer, die auf Wunsch eines Dritten diesen Zaubertrank aus einer Vielzahl von Zutaten herstellten.

Pflanzliche Bestandteile: Alraune, Eisenkraut, Liebstöckel ('Liebeskraut'), Hanf, Sonnenblume, vieblättriger Klee, Efeu, Zypresse u. v. a. m.

Tierische Bestandteile: Fledermaus (Herz, Blut), Turteltaube, Frösche, Kröten (fast alle Körperteile)

Menschliche Bestandteile: Blut, Haare, Fingernägel, Schweiß oder auch Kleidung wie Leibwäsche der oder des zu Bezaubernden, Schuhteile, Hemd u. v. a. m.


linck Handt (linke Hand)

Der linken Hand hafteten in der Vorstellungswelt der Menschen eher negative Bedeutungen an. Sie wird oft in Verbindung mit Unheil und dem Bösen gebracht.


Lucifer (Luzifer)

Name des Teufels nach griech. Übersetzung eines hebräischen Begriffes aus Jes. 14,12 .
In der Antike = Name des Morgensterns (lux=Licht, ferre=tragen). Im Mittelalter bürgert sich der Name im kirchlichen Gebrauch ein. Später gewinnt Luzifer im Hinblick auf die Bezeichnung vermeintlicher Geheimkulte von Häretikern (Ketzern) und 'Teufelsanbetern' (Luciferianer) Bedeutung . Möglicherweise hat auch eine Vermischung mit der Vorstellung vom germ. Feuergott Loki das Bild von der Gestalt Lucifers beeinflusst


0.12.M

Maleficanten

lat. maleficus: gottlos; Zauberer, Giftmischer

Maleficanten ist eine besondere Bezeichnung für die Hexen, die Schadenszauber gegen Menschen, Tiere oder Feldfrüchte ausführen oder an diesen mitwirken.


Marter s. Folter

Melancholie

Bezeichnung für einen Gemütszustand, der bereits im Altertum beschrieben wurde und sich durch eine traurige Grundstimmung, Antriebsschwäche und starke grüblerische Neigung auszeichnet. Die Melancholie drückt sich u.a. in körperlichen Symptomen wie Appetit- und Schlafstörungen aus; hinzu kommen Depressionen, Selbstmord- gedanken, Ängste und Überdruß. Melancholie kann als Symptom oder Phase mancher Geisteskrankheiten auftreten, aber auch alleine erscheinen. Heute verwendet man den Begriff der Melancholie häufig synonym mit endogener Depression.


Mittel gegen Schadenszauber

Dem Menschen der Frühen Neuzeit standen gegen Zauberei verschiedene Mittel zur Verfügung. Ihre Wirksamkeit wurde aber durchaus unterschiedlich beurteilt
Als das wirkungsvollste Schutzmittel überhaupt galt das fromme Gebet, die wirkliche Hinwendung zu Gott. Alle anderen, eher instrumental gehandhabten Gegenmittel, wie Kreuzzeichen, das Tragen geweihter oder gesegneter Gegenstände sowie das Läuten von Glocken und das vom kirchlichen Brauchtum noch weiter entfernte Schießen über die Felder sprach man nur einen bedingten Schutz zu, obwohl andere Beobachtungen zeigen, wie sehr der Mensch des 16. und 17. Jahrhunderts magisch-übernatürlichen Denkweisen verhaftet war, die weite Teile seines Lebens prägten.
Vor allem dort, wo er seine Gesundheit oder gar sein Leben gefährdet sah, griff er immer wieder auf sie zurück.


Mühlgarten

Bezeichnung der Gemarkung um den alten Mühlturm in Dieburg. Der Turm lag mit der dazugehörigen Mühle außerhalb der Stadtmauer. Heute befindet sich an dieser Stelle ein Park, der vom Mühlturm und Mühlbach begrenzt wird.


0.13.N

Nachtgespenst/Geist

Von ahd. Kispanst: Schreckhafte Geisterscheinungen, die oft mit den Geistern Verstorbener in Zusammenhang gebracht werden und zur Nachtzeit Schrecken und Grauen auslösen.
Dass Gespenster in weiße Tücher gehüllt sind, bleiche und eingefallene Gesichter haben und sich mittels einer leisen Stimme, die einem Summen ähnlich ist, verständigen, gehörte in ganz Europa zur Vorstellungswelt von Geistern. Ihre genaue Rolle im Hexenwesen bleibt unklar. Möglicherweise ist ihre Erwähnung ein Hinweis auf die Hexen zugeschriebene Totenbeschwörung (Nikromantie).


0.14.O

Obrister

militär. Rang --> soziale Hierarchie

Omnium sanctorum

Fest Allerheiligen, 1. November

P

Pfeiffer

Die Musik bei Hexenversammlungen wurde z.T. durch Pfeifer beigesteuert; mit Hilfe von Pfeifen und Flöten sollten Geister und Dämonen angelockt werden.
Der Pfeiffer nimmt nicht unmittelbar an dem Geschehen auf dem Tanzplatz teil, sondern ‚muss' (unter Zauber stehend) wie andere Helfer (Uffwerter, Vorleger) den Hexen zu Diensten sein. Das Instrument des Pfeifers stellte man sich oftmals als Pferdeschädel vor.


Pferdefleisch

Das Essen von Pferdefleisch galt als besonderes Zeichen des Verharrens im Heidentum und wurde deshalb von der Kirche verboten. Hexen sollen das Pferdefleisch gegessen oder anderweitig verehrt haben.

Das Essen von Pferdefleisch ist Bestandteil des vornehmsten und als am wirksamsten betrachteten Opfer der Germanen. Durch die Opferhandlung wird das Opfer Eigentum der Gottheit und nimmt an deren Macht teil. Die Opferstücke, besonders der Kopf sollen die Kraft haben, widergöttliches zu bannen.


Pferdefuß

Nach der Verdrängung des germanischen Gottes Wotan/Wodan/Odin wurden gewisse Attribute dieser Gottheit auf denTeufel als Widersacher der christlichen Religion übertragen. Trotz seiner im großen und ganzen anthropomorphen (menschengestaltigen) Erscheinungsform sprach man ihm Pferde- oder Kuhfüße als eindeutiges Kennzeichen zu. In den Protokollen überwiegen die Kuhfüße als Merkmal des Teufels.


0.15.R

Rinkenbühl

Sumpfiges Flurstück südlich von Dieburg-Ried nördlich des Minnefelds und der modernen Gleisanlagen des Bahnhofs, unmittelbar westlich des historischen, jüdischen Friedhofs gelegen.

Roßberg

Basaltkuppe bei Roßdorf, ca. 12 km SW von Dieburg

Roßkopf (Pferdekopf)

Der Pferdekult war ein ausgesprochen wichtiger Bestandteil der germanischen Religion, dessen Reste sich bis in die Gegenwart feststellen lassen (Giebelpferde an Häusern in Norddeutschland). Dem Pferdekopf schrieb man unheilabwehrende Kräfte zu. Bezeugt ist der Pferdekopf auf einer Stange ('Notstange') als Mittel gegen Unheil.

Der Pferdekopf konnte allerdings auch ein Mittel sein, mit dem jemanden geschmäht oder aus der Gemeinschaft ausgegrenzt wurde (Schmähzauber). Der aufgesteckte Pferdekopf machte denjenigen gegen den er namentlich gerichtet war zum 'Neiding' (Geächteter Ausgestoßener, Gebannter; 'Neid' bedeutet ursprünglich: Haß, Feindschaft oder Eifer ). Diese Praxis galt nach christlicher Vorstellung als Hexerei oder 'Schwarze Magie'.


0.16.S

Sackpfeife

Dudelsack: Instrument, das bei Hexentänzen und -gelagen gespielt wurde

Schadenszauber

lat. maleficium; die Vorstellung, dass Menschen mit Hilfe von Dämonen andere Menschen schädigen.
Das maleficium ist äußerst vielgestaltig. Es kann dazu angewandt werden, Menschen zu töten, sie krank oder schwach zu machen oder auch ihren Geist zu beeinflussen (betrifft meist die Beziehungen zwischen Mann und Frau). Ein Teil des Schadenszaubers hängt auch sehr eng mit der Landwirtschaft zusammen (Tod von Tieren; Ernteschäden, "Wettermachen").

Wenn Hexen einen Schaden verüben wollten, konnten sie die Gestalt von Tieren annehmen, bevorzugt Katzen. Grundrezeptur für jeden Schadenszauber bildete die Zaubersalbe. Die eigentliche Aufgabe der Hexe, die sie vom Teufel übertragen bekommen hat, bestand in der Schadensvermittlung. Der tatsächlich Ausführende blieb in allen Fällen der durch die Zaubersalbe vergegenwärtigte Teufel (Realpräsenz des Teufels). Erst die Zustimmung der Hexe vermittelte dem Zauber seine individuelle Wirksamkeit.
Der Marbuger Jurist Abraham Sawr brachte diesen Sachverhalt 1582 auf die einprägsame Formel: Gott lässt es zu, der Teufel führt es aus, die Hexe stimmt zu und arbeitet mit (Deus permittit, Satanas efficit, Lamia consentit et cooperatur). Nur so weit reichte also die Macht des Teufels, wie Gott ihm die Zügel ließ.


Schenckh (Schenk)

Eigentlich Amt an Königshöfen. Der Schenk versorgte die königliche Tafel mit Getränken. Im Zusammenhang mit den Hexenkonventen waren die Aufgaben der Schenken ähnlich gelagert: der Schenk versorgte die Gesellschaft der Hexen bei der zauberischen Hochzeit mit Getränken

Schinfleisch

Fleisch aus der "Schindkaute" -> Grube für Schlachtabfälle und verendete Tiere

Schmolmägdte

"Brautjungfern" bei der zauberischen Hochzeit

schwarz

Vor allem Farbe des Teufels, weil zugleich die Farbe der Unterwelt (Teufel = der "Schwarze")
Schwarze Kleidung -> Gespenster, Verdammte, deren Herr der Teufel ist


Segenssprüche

In einigen wenigen Protokollen der Dieburger Hexenprozesse sind Segenssprüche zu finden
Die Sprüche sind jedoch nicht in jedem Fall im Bereich des Aberglaubens anzusiedeln, denn neben Beschwörungsformeln enthalten sie Elemente volksfrommer Dichtung und leicht einprägsamer Gebetselemente. Die Segenssprüche bildeten die Grauzone zwischen Aberglauben und Brauchtum. Obwohl ihnen stets die Tendenz inne war, sich vom 'Fürbittgebet' zum magischen Zauberspruch fortzuentwickeln, kam es in jedem Fall wesentlich darauf an, welche Absicht die anwendende Person mit den Sprüchen verfolgte.

Siebenbaum

(Juniperus sabinae, Giftwacholder, Sadebaum, >"Kindsmord")

Der Siebenbaum ist ein stark giftiger Strauch, der gewöhnliche eine Höhe von 2 m erreicht. Er wächst jedoch auch als Baum und wird bis zu 12 m hoch. Die in den Gebirgen Südeuropas und in Südbayern wild vorkommende Pflanze ist stark giftig. Besonders die Spitzen der Zweige enthalten ätherische Öle und das stark giftige Sabinen. Als Vergiftungserscheinungen treten auf: Erbrechen, starke Entzündungen des Magen-Darmbereichs, verbunden mit blutigen Durchfällen und blutigem Urin. Bei starker Vergiftung kommt es zu Krämpfen, zu Bewusstlosigkeit und nach einem Tag zum Tod durch zentrale Atemlähmung. Äußerlich kann das Gift zu Hauterkrankungen und Blasenbildung führen. Der heute in Gärten, Parkanlagen und auf Friedhöfen als Zierstrauch vorkommende Siebenbaum wurde in früheren Zeiten unter anderem auch als Abtreibungsmittel gebraucht.


Spilmann s. Pfeiffer

Spissloch (Speesloch)

Flurstück in Dieburg

Stachbrücker Weide (Spachbrücker Feld)

Gemarkung in der Nähe Dieburgs, die ebenso wie der aychwasen im Zusammenhang mit Hexenversammlungen genannt wird. Insbesondere zur Ausübung eines flur- und feldschädigenden Zaubers. Die "Stachbrücker Weid" (Spachbrücker Feld) ist nach dem Ort Spachbrücken benannt, der südwestlich von Dieburg liegt.

Stecken, Hexenstecken

Der oftmals aus bestimmten Holzarten (erwähnt wird in den Protokollen zum Beispiel Hasel) bestehende Stecken der Hexe, diente ihr gewissermaßen als Werkzeug. Durch den Schlag mit diesem auf Mensch und Tier konnte ein Zauber, insbesondere Schadenszauber, seine Wirkung entfalten, d.h. Krankheit (z.B. Lähmung) oder Tod bringen.


Supplicanten

von lat. supplicare: bitten, Bittsteller

0.17.T

Tanz

Der Tanz der Hexen im Zuge der Hexenversammlung war fester Bestandteil der verbreiteten Vorstellungen über das Treiben auf diesen Versammlungen. Der Hexentanz als zügellos - munteres und magisches Treiben ist später in das Fastnachtsbrauchtum übergegangen und wurde u. a. von Johann W. v. Goethe in der Walpurgisnachtszene in "Faust - der Tragödie erster Teil" verarbeitet.


Teufel

Teufelsglaube: Noch breiter als das Spektrum des Hexenglaubens war das des Teufelsglaubens, der zahlreiche Entsprechungen zum populären Massenschrifttum der Teufelsliteratur einerseits und zu Sagen und Märchen andererseits aufweist. Stets benutzte der Teufel die Maske eines Menschen, um keinen vorzeitigen Verdacht zu erwecken. Dennoch wiesen verschiedene Merkmale eines Tieres den Umworbenen frühzeitig auf die wahre Identität des großen Widersachers hin.

Namen und Bilder: Eine noch größere Variationsbreite wiesen die Namen auf, die der Teufel sich zulegte: Biblische Namen und Namen von Lasterteufeln aus der zeitgenössischen Teufelsliteratur werden ebenso genannt wie die Namen von Kobolden und dämonisierten Haus- und Schutzgeistern. In den seltensten Fällen entsprach sein Äußeres allerdings seinem Namen. Das aktuelle Teufelsbild scheint insgesamt weniger stark festgelegt gewesen zu sein, als das der Hexe. In vielem wies er individuelle, variantenreiche Züge auf.

Vorgehen des Teufels: Stets nutzte der Teufel eine Notlage oder melancholische Stimmung des Menschen, um diesen zu verführen. Dabei bediente er sich zumeist der Vermittlung einer dritten Person, die den ersten Kontakt mit dem zum Teufelsglauben zu Bekehrenden (Neophyten) zustande brachte. Diese Aufgabe fiel in aller Regel Müttern oder anderen nahestehenden weiblichen Personen zu. Die Vorstellung, dass die Mütter verschiedentlich sogar ihre eigenen Kinder denunzieren würden, ist sowohl für den hohen Frauenanteil unter den Hingerichteten verantwortlich zu machen, als auch für die zahlreichen verwandtschaftlichen Beziehungen der Opfer untereinander. Sie konnte wie im Falle Dieburgs dazu führen, daß große und angesehene Familien innerhalb weniger Jahre nahezu augerottet wurden.


Teufelspakt/Teufelsbuhlschaft

Initialfunktion beim Teufelspakt hatte die Teufelsbuhlschaft. Sie war das eigentliche Konstituens des Teufelspaktes. Durch die Teufelsbuhlschaft ging die Hexe einen Vertrag, ein Feodum, mit dem Teufel ein, der von ihr nicht wieder aufgekündigt werden konnte. Ab diesem Zeitpunkt gehörte sie zur 'militia diaboli' und war dem Teufel zu bedingungsloser Gefolgschaft verpflichtet. Weitere Elemente des Teufelspaktes: Handschlaf, Teufelstaufe, zauberische Hochzeit. Diese finden sich jedoch nicht überall im Hexen- und Teufelsglauben im Mainzer Erzstift.

 


Teufelstaufe

Als Zerrbild der christlichen Taufe taucht die Taufe des Neophyten durch den Teufel auch in den Protokollen auf. Wie die Gottesverleugnung ist sie eine der rituellen Formalien die zum Bund mit dem Teufel notwendig sind. Die Teufelstaufe kann ähnlich der christlichen Taufe von statten gehen oder auch als gewaltsamer Akt, z. B. indem der Teufel oder Buhlgeist den Täufling in ein Gewässer stößt.

Der Hexenwahn führte zu immer weiter ausgestalteten Vorstellungen von einem Pakt zwischen Mensch und Teufel. Elemente dieser Vorstellungen sind u. a. : die Taufe durch den Teufel, Verleugnung Gottes und seiner Heiligen, die Verheiratung mit einem Buhlgeist, die Brandmarkung mit dem Zeichen des Teufels, dem Versprechen die Kinder dem Teufel zu opfern, die Annahme eines Teufelsnamens oder Unterzeichnung eines Vertrages. Der 'Hexenforscher' Francesco Guazzo ging in seinem 'Compendium Maleficarum' (1608/10) von einer elfstufigen Zeremonie aus, die dem Teufelspakt vorangeht. Diese kann als Umkehrung und Perversion der christlichen Liturgie betrachtet werden.


teuffelische Hochzeit s. Conventus

Tierverwandlung

S. auch Werwolf

Die Vorstellung von der willkürlichen Verwandlung eines Menschen in ein Tier ist wahrscheinlich ein Rest von Totemismus. Schon bei den Griechen und Römern schrieb man Zauberern die Fähigkeit zu, sich in Tiere verwandeln zu können. Allerdings weitaus häufiger zu einem bösen Zweck, als mit positiven Hintergedanken. Unter den Tieren, deren Gestalt Hexen annehmen sollen, sind oft jene Tiere zu finden, die aus der alten Überlieferung traditionell Göttern und Dämonen zugesprochen wurden. "Lieblingstier" der Hexen: Katze.
Auch der Teufel soll Tiergestalt annehmen können. Bis auf Taube und Lamm steht ihm hierbei jede Tierart offen.


torquiert

lat. torquere: drehen, verrenken, martern, foltern oder auch quälen


trunck (Zaubertrank)

Zaubertränke sind als Heilzauber, Schadens- und Liebeszauber sowie Vergessenheitstrank bekannt oder auch als Abtreibungsmittel.
Zur Herstellung benötigt man verschiedene Dinge, die das Fluidum eines Menschen durch den Trank übertragen können (bspw. Schweiß, Fingernägel u.ä.)
Ein Rauschtrank, der besondere Zauberkraft inne hat, kann den Menschen sogar in magische Exstase versetzen.

Die Fähigkeit Zaubertränke herzustellen ist nach den Göttern, Geistern und Dämonen vorbehalten. Wenn man ihren Trank genießt, ist man ihnen verfallen.


0.18.U

Ufwerter

Aufwärter, Diener, Kellner

0.19.V

verbutzlet

verkleidet, verhüllt

Verderbung (Korn/Frucht) s. Schadenszauber

0.20.W

Hl. Walpurga

Hl. Walpurga, gestorben 779, am 1. Mai heiliggesprochen. Die Heilige Walpurga, über deren Leben keine zeitgenössischen Berichte existieren, wurde 710 als Tochter eines adeligen Angelsachsens in Südengland geboren und war die Schwester des Eichstätter Bischofs Willibald. Schon frühzeitig wurde sie gleich ihren Brüdern dem christlich missionarischen Dienst zugeführt. Nach dem Tode ihres jüngeren Bruders Wynnebald (Wunibald) im Jahre 761 wurde sie, die vermutlich von St. Bonifatius schon früher nach Deutschland berufen worden war, Äbtissin des von Wynnebald gegründeten Klosters Heidenheim am Hahnenkamm, wo sie auch ein Nonnenkloster einrichtete. Ihre letzte Ruhestätte fand sie in der nach ihr benannten Eichstätter Benediktinerabtei St. Walburga.

Walbernacht/Walpurgisnacht

Die Germanen glaubten, dass in der Nacht vom 30. April zum 1.Mai die Götter Wotan und Freya damit beschäftigt waren, die Dämonen des Winters zu vertreiben. Natürlich ging es bei diesem Kampf recht stürmisch zu - was sich vor
allem wettertechnisch bemerkbar machte. Die Feste, mit denen unsere heidnischen Vorfahren den Einzug des Frühlings feierten waren dementsprechend turbulent. Mit Liedern, Tänzen und Freudenfeuern vergnügten sich vor allem die Sachsen im Harz.

Mit dem Einzug des Christentums wurde es ausdrücklich (d.h. bei Todesstrafe) verboten, sich in dieser Nacht an den alten
Plätzen zu treffen und den alten Göttern zu huldigen. Traditonellerweise wird mit der Walpurgisnacht der Glaube in Verbindung gebracht, dass in dieser Nacht die Hexen auf den Blocksberg oder auf einen anderen örtlichen Hexentanzplatz reiten würden. Die Bevölkerung schützte ihre Felder, Häuser und Ställe durch allerlei Schutzmittel beispielsweise durch Aufmalen von Kreuzen oder durch das Bestecken mit Maibüschen.

Heutzutage wird die Walpurgisnacht (betitelt nach der Heiligen Walpurga) auch als Freinacht bezeichnet, und in vielen Regionen Deutschlands mit Spuk und Spaß gefeiert.
Gerade in der Gegend um den Brocken, wo sich nicht nur laut Goethe die Hexen alljährlich mit ihrem Meister trafen, begegnet man eben diesen noch auf Schritt und Tritt. Spezielle Hexenspeisen- und getränke, Führerscheinprüfungen für Hexenbesen, Weltrekordversuche im Hexendauerflug sowie zahlreiche weitere "moderne" Attraktionen und Aktionen erzeugen neben den traditionellen Festivitäten die richtige Hexenstimmung.


Wacholder, Wacholder Trank

Juniperus communis

Dem Wacholder wurden bereits in altgermanischer Zeit Heilkräfte (entgiftende Wirkung) und auch antidämonische Kräfte zugeschrieben. So nahm man an, dass ein Trank aus Wacholder gegen bösen Zauber schütze.


Werwolf

Die Verwandlung von Menschen in Tiere (Wölfe, Bären u. ä.) ist im Volksglauben vieler Kulturen fest verwurzelt. Von besonderer Bedeutung ist der Glaube, dass Männer sich zu bestimmten Zeiten und unter besonderen Bedingungen in Wölfe verwandeln und ihre Umgebung heimsuchen.

Wettermachen

Das Wettermachen, vor allem der Hagelzauber, wird den Hexen zugeschrieben. Die Wurzeln für diese Vorstellung liegen schon in der germanischen Mythologie. Dort sind die Geister, die Sturm und Hagel hervorbrachten meist weiblich (z. B. die Göttinen Frigg oder Freya). Die Überlieferung der zugehörigen Schadenszaubersprüche soll mündlich oder schriftlich (in Zauberbüchern) geschehen sein; der Wetterzauber selbst soll dann durch Beschwörungen oder Zauberei ausgelöst worden sein.


0.21.Z

Zauberschmir/Zaubersalbe

Die Zaubersalbe war das Mittel für den Schadenszauber oder auch notwendig für den Hexenritt (Flugsalbe): Der Vorstellung nach soll sie aus toten Kindern und entwendeten Hostien angefertigt werden oder aber treuhänderisch vom Teufel empfangen worden sein und durch weitere Zutaten, die das Schadensinstrument oder -objekt symbolhaft darstellten, der jeweiligen Schadensintention angepasst werden. Sie konnte aber erst wirksam werden, wenn sie mit dem Willen der Hexe angewendet wurde. Durch die Zaubersalbe war auch die Realpräsenz des Teufels beim Schadenszauber gewährleistet.

Die Verwendung der Zauberschmir als Flugsalbe wird oft erwähnt. In diesem Fall spielen bei der Zubereitung weit harmlosere Zutaten wie verschiedene Kräuter und Pflanzen die größte Rolle bei der Zubereitung, insbesondere 'Nachtschattengewächse' wie Bilsenkraut (Hyoscyamus niger), Alraune (Mandragora officinarum), Stechapfel (Datura stramonium), aber auch die Tollkirsche (Atropa Belladonna). In Schweinschmalz ausgekocht, lösen sie bei Einnahme hypnotische und tranceartige Zustände aus und können unter Umständen lebensgefährlich giftig sein. Bereits im 19. Jahrhundert wurden auf Grundlage von Rezepten, die Vernehmungsprotokollen entnommen wurden, Selbstversuche durchgeführt. Die Probanden ließen sich sich die Hexensalbe auf die Haut auftragen und berichteten von einem tranceartigen Dämmerschlaf, bei dem durchaus das Gefühl entstanden sei aus dem Körper auszutreten und zu fliegen.


Zeichen, Teufelszeichen (Hexenmal)

Mit dem Teufelszeichen (lat. stigma diabolicum) kennzeichnet der Teufel seine Anhänger. Das Teufelsmal vermutete man u. a. auf der Stirn, Backe, Kopf (verborgen unter den Haaren), Achsel oder auch auf dem Po der verdächtigen Person. Jede mutmaßliche Hexe wurde auf ein solches Zeichen untersucht. Entdeckte Muttermale oder Warzen wurden oft als solche Male gedeutet und zogen eine 'Nadelprobe' nach sich, bei der mit einer Nadel in die entsprechende Stelle des Körpers gestochen wurde. Zeigte der so auf die Probe gestellte Verdächtige kein Anzeichen von Schmerz, galt dies als untrügerischer Beweis, eine Hexe/ein Hexer zu sein.


Ziegenbock

In Bocksgestalt pflegte der Teufel auf dem Blocksberg oder anderen Versammlungsorten aufzutreten.
Aber nicht nur der Teufel, auch die Hexen selbst sollen sich gerne in Ziegenböcke verwandelt haben.
Der Ziegenbock galt nicht nur als tierisches Alter ego und als der gelegentliche dämonische Liebhaber der Hexen, sondern auch als ein beliebetes Reittier.


 
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