Hexenprozesse in Kurmainz

Michel Fritz

Michel Fritz, auch Erlis Müller genannt, was darauf schließen lässt, dass er Müller war wurde 1627 verhaftet. Wir wissen nur wenig über ihn. Fritz war verheiratet und hatte mindestens zwei Töchter und einen Sohn. Immerhin war er im örtlichen Kommunikationsnetzwerk verortet, besaß Kontakt zum kurmainzischen Keller. Dieses nannte er nämlich als den Vermittler für sein angebliches Hexerdasein nennt.

Der Inhalt des Geständnisses entspricht dem üblichen Schema: Er gestand die angebliche Teilnahme an einer zauberischen Hochzeit, Schadenszauber an Vieh und Frucht, einen Kindsmord und besagte rund 35 weitere Personen. Fritz war aber deutlich bemüht, vornehmlich Leute zu nennen, die bereits "mehretheilß gestorben vnd Hingericht" waren. Familienangehörige belastet er hingegen nicht, betont vielmehr, dass er sich auch nicht erklären könne, wieso seine Frau von seinen vermeintlichen Hexenritten nichts gewusst habe. Es fällt allerdings auf, dass Fritz nicht nur die Herstellung von „Zauberschmir“ aus Kindern ableugnet, sondern andererseits deutlich macht, dass ihm bekannt sei, dass dieses zu dem gehöre, was eben seine Richter von ihm hören wollten, war dies doch Teil gängiger Hexenvorstellung. (Sagt, er hette gehöret, das die hexen sollen...). Im Geständnis von Fritz wird also die Rezeption der Hexenlehre deutlich. Es zeigt uns, wieso die Verhörten überhaupt zu derart detailreichen Darstellungen von eigentlich nie erlebten Dingen imstande waren.

Doch auch ihn traf, wie Anna Stark, die bereits bei der Verhaftung vorgesehene Strafe. Michel Fritz wurde vermutlich am 19. November 1627 hingerichtet. Nach ihm starben seine Frau Margreth (Geständnis vor dem 10. März 1628), seine Tochter Anna (Geständnis vor dem 14. März 1628) und sein Sohn Peter (Geständnis vor dem 10. März 1628), gleichzeitig Schwiegersohn der bereits vorher hingerichteten Ottilia Sponseil. Eine weitere Tochter, deren Name als „Hans Sattig Keßlers Frau“ angegeben wird, blieb flüchtig.

Nachweise

Verfasser: Ludolf Pelizaeus

Hörbeispiel: Fiktives Verhör von Michel Fritz auf der Grundlage von Lage 83

Sprecher:

  • Keller: Alexander Ritter
  • Michel Fritz: Joachim Paul
  • Aufnahme: Matthias Untucht

 
Hinweis: Diese Webseite wird vom IGL auch Jahre nach Abschluss des Projekts weiterhin zur Verfügung gestellt. Die unten angezeigten Inhalte sind aber veraltet und spiegeln möglicherweise nicht den aktuellen Forschungsstand wider. (Klicken Sie auf diese Meldung, um sie auszublenden.)