Hexenprozesse in Kurmainz

Ottilia Sponseil

Der Prozess gegen Ottilia Sponseil zeigt, wie eine lange zurück liegende Anklage über zehn Jahre später zur Verhaftung und Tod führen konnte. Ottilia Sponseil, die Witwe von Niclaß Grüne, entstammte einer angesehenen Dieburger Familie. Ihr Vater Johann Alberts, mit seiner Frau namentlich als Maria Alberts genannt, gehörte zur Oberschicht. Er war Wirt, Ratsmitglied und Baurentmeister gewesen. Aus dem Prozess von 1627 erfahren wir, dass Ottilia 1612 schon einmal wegen Hexerei festgesetzt und peinlich verhört worden war, damals hatte sie aber nichts gestanden, war daher frei gelassen worden. Doch ihr Name blieb durch die einmalige Verhaftung belastet und durch die namentliche Führung in der Besagungsliste war sie auch stark gefährdet.

Als es erneut zu einer Verfolgungswelle in Dieburg 1627 kam, gehörte sie zu einer der Ersten, die verhaftet wurden, vermutlich am 2. September 1627. Sponseil weiss von dem Ziel des Verfahrens und bleibt zunächst auch unter der Folter standhaft. (28/291, 83, fol. 62v). Im Protokoll über das Verhör betont sie, sie habe "niemalen dergleichen Zauberei Laster gelernt, könte noch wüste hiervon nichts zu sagen, wan man sie schon zu Stücken risse, oder solde sie so manch Teufel hollen als sie Haar auf dem Kopf hab". Dieses Mal führte aber strengere Folter und die lange Liste von vorher Verurteilten, die sie bereits besagt hatten, dazu, ihren Widerstand zu brechen. Ottilia Sponseil sollte sich damit rächen, ihrerseits auch zahlreiche Namen zu nennen, obwohl sie sonst alle Fragen nur kurz beantwortete (28/291, 83, fol. 57r).

Ottilia Sponseil gab sich bei allen Antworten eher karg, brachte wenige Details von der Hexenhochzeit oder anderen vermeintlichen Treffen. Nur beim Schadenszauber wurde sie eher ausladend und gab aufgrund ihrer Kenntnis als Hebamme christliche Beschwörungssprüche wieder, die ein einzigartiges Beispiel für solche Texte darstellen (28/291, 83, fol. 57r). War es ihr als eine der wenigen gelungen, noch 1612 dem Scheiterhaufen zu entgehen, so vermochte sie diese Mal der Justiz und scharfen Folter nicht zu entrinnen. Ottilia Sponseil wurde vermutlich im November 1627 verbrannt, wobei jedoch ein genaues Datum der Hinrichtung nicht bekannt ist.

Verhörprotokoll

Nachweise

Verfasser: Ludolf Pelizaeus und Joachim Paul

Hörbeispiel: Aufnahme eines Beschwörungsspruches

  • Sprecher: Julia Nixdorf, Ludolf Pelizaeus Aufnahme: Matthias Untucht
  • Aufnahme: Matthias Untucht

 
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