Hexenprozesse in Kurmainz

Analyse: Der Hexenjäger

Michael Reeves und „Witchfinder General“

Michael Reeves wurde 1944 in London geboren und wandte sich nach seiner Schulausbildung direkt den Horrorfilmen zu. Er arbeitet in amerikanischen und britischen Fernsehgesellschaften und ging danach nach Italien, welches- wie Großbritannien und den USA - bekannt war für seine Horrorfilmproduktionen (wie „I Vampiri“ von Riccardo Freda 1956)[Anm. 1], um dort zweite Regisseur des Filmes „Il Castello de Morti Vivi“ („Castle of the living death“) zu werden, bei dem Christopher Lee mitspielte. 1965 drehte er allein La Sorella di Satana („Revenge of the Blood Beast“) mit Barbara Steele und Ian Ogilvy, der später die Hauptrolle, Richard Marschall in „Witchfinder General“ gespielt hat, 1967 „The Sorcerers“ („ Im Banne des Dr. Monserrat“) mit Boris Karloff und 1968 seinen letzten Film „Witchfinder General/ The Conqueror Worm“ („Der Hexenjäger“), bevor er 1969 aufgrund einer Überdosis Schlaftabletten starb[Anm. 2]. „Witchfinder General“ war sein erfolgreichster Film, der Untertitel „The Conqueror Worm“ wurde von der Produktionfirma AIP angehängt, um diesen Film in die Reihe der erfolgreichen Poe- Verfilmungen aufzunehmen. E.A. Poe hatte in seiner Erzählung „Ligea“, das Gedicht „The Conqueror Worm“ niedergeschrieben[Anm. 3].

Wenn man den Film „Witchfinder General“ von Michael Reeves betrachtet, fallen die Parallelen, aber auch Abgrenzungen von den sogenannten Hammer – Filmen auf:

Er stattete seinen Film ebenfalls farbenfroh aus, aber er legt nicht viel wert auf rituelle Elemente und verwende drastischere Szenen, wie die damals neu aufkommenden Splatterfilme[Anm. 4]. Damit war „Witchfinder General“ das Vorbild für eine ganze Reihe anderer Hexenjäger- Filme, die meist jedoch nicht so viel Publikumserfolg verzeichnen konnten, wie ihr Vorbild. Die Szenen des Filmes von Reeves waren vielen Kritikern zu drastisch, so schreibt Alan Bennet in „The Listener“ 1969: „Of course blood and guts is the stuff of horror films, though, as with Victorian melodrams, what makes them popular and even healthy are the belly laughs which usually punctuate them … . There are no laughs in Witchfinder General. It is the most persistently sadistic and morally rotten film I have seen. It was a degrading experience by which I mean it made me feel dirty." Auf diese Kritik antwortete Reeves in der gleichen Zeitschrift, dass Gewalt schrecklich und entwürdigend sei und dass es seine Intention gewesen sei, dass das Publikum diese als solches auch wahrnimmt[Anm. 5].

Von Interesse ist, dass der Film die angeblichen Hexen nicht unbedingt als ein Stereotyp darstellt.

Witchfinder General mag für unsere Zeit nicht unbedingt ein Horrorfilm sein, doch er erfüllt die gängigen Kriterien für einen Horrorfilm: das Übernatürliche in Form von angeblichen Hexen existiert im Kopf des Hexenjägers, Reeves verdeutlicht, wie sehr die Protagonisten und viele andere Menschen durch die Willkür des Hexenjägers und seinem Kumpanen bedroht werden und vermittelt damit das Gefühl des mehr oder weniger hilflos ausgesetzt seins. Im Gegensatz zu vorigen Filmen gibt es für die Charaktere in „Witchfinder General“ keinen Ausweg mehr, so wird selbst Richard einer der „Bösen“[Anm. 6], indem er den Hexenjäger auf grausame Weise tötet, während Sarah in einen Schreikrampf verfällt. Ebenfalls stellt Reeves seine Protagonisten zwar als nette, dennoch sich logisch verhaltende Personen dar, Sarah denkt rationell als Matthew Hopkins ihr das Angebot macht und geht darauf ein, um ihren Ziehvater vor Folter und Tod zu bewahren.

Sarah und Richard werden als gute Menschen vorgestellt und es wird dem Publikum die Möglichkeit gegeben, sich mit ihnen zu identifizieren[Anm. 7], dadurch kann die Überraschung aber gelingen, dass die moralischen Schemata durch eben diese Personen aufgekündigt werden. War die Rückkehr zur Natur für viele Filmemacher ein gutes Zeichen, zeigt Reeves´dies in einem schlechten Licht: die Menschen kehren zur wölfischen Natur zurück[Anm. 8].

Ebenfalls ist der historische Bezug dieser Horrorfilme, durch Einbindung von Daten und/oder historischen Persönlichkeiten (wie z.B. Oliver Cromwell in „Witchfinder General“) von Bedeutung, Parallelen zu Historienfilmen.

Historische Hinführung zum Film „Witchfinder General“

Michael Reeves hat die Handlung seines Filmes „Witchfinder General“ ins England des Jahres 1645 gestellt. Das Geschehen findet in East Anglia statt, wozu die Grafschaften Norfolk, Suffolk, Essex, Cambridgeshire und Hetfortshire gehören [Anm. 9]. Dort kam es von 1645 – 1647 tatsächlich zu einer Welle der Hexenverfolgung[Anm. 10], wie auch in der Einführung des Films berichtet wird.

Darin wird ebenso auf die politischen Ereignisse, die der Handlung zugrunde liegen eingegangen. Es war eine Zeit des politischen Umbruchs, die Zeit des englischen Bürgerkriegs, der auch als „Englische Revolution“ bezeichnet wurde[Anm. 11]. Dort ging es um den Konflikt zwischen dem Parlament und dem englischen König Charles I aus dem Hause Stuart, dem der Vorwurf gemacht wurde, seine Politik mit absolutistischen und katholisierenden Tendenzen zu betreiben  [Anm. 12].

Der Film zeigt in den einführenden Szenen die Gegner des Königs, die so genannten „Roundheads“, die für das Parlament in den Krieg ziehen[Anm. 13] und zu denen auch Richard gehört, einer der Hauptpersonen.

Unter Oliver Cromwell (25. April 1599 – 3. September 1658) gelang es den Roundheads entscheidende Siege für die Seite des Parlaments zu erringen, am 2. Juli 1644 bei Marston Moor und am 10. Juni 1645 in der Schlacht von Naseby. Diese Schlacht war der Höhepunkt der Auseinandersetzungen und wird auch im Film erwähnt[Anm. 14]. Als historisch bedeutende Person ist Oliver Cromwell im Film eine eigene Szene gewidmet, die ihn im Kreis seiner Soldaten beim Essen zeigt. Hierbei wird er als den weltlichen Genüssen nicht abgeneigt dargestellt, er wirkt betrunken und selbstgefällig.

Tatsächlich war durch den Sieg bei Marston Moor nicht nur sein politischer Einfluss, sondern auch sein Selbstbewusstsein gestiegen. Er glaubte, dass Gottes Beistand ihm in diesem Krieg sicher sei und dass er und sein Heer eine „divinely ordained mission“ zu erfüllen hätten. Den endgültigen Triumph über den König bezeichnete er als „godly reformation“ [Anm. 15].

Reeves macht in seinem Film auf die sozialen Verhältnisse dieser Zeit aufmerksam. So wird John Lowes, der Pastor, der im weiteren Verlauf zum Opfer Hopkins` wird, von seiner Dorfgemeinschaft ausgegrenzt, da er auf der Seite des Königs steht (Die allgemeine Haltung war in der Bevölkerung größtenteils antikatholisch und somit gegen den König, der allgemein zum Katholizismus tendierte[Anm. 16]). Im England des 17. Jahrhunderts war das soziale Klima in den Ortschaften eher angespannt und Außenseiter wurden sehr schnell zum Opfer von Denunziation und Anfeindungen, eine Tatsache, aufgrund deren der Hexenwahn überhaupt erst möglich war[Anm. 17].

Der allgemeine Hexenglaube im frühneuzeitlichen England wies im Gegensatz zu den Vorstellungen auf dem europäischen Festland einige Besonderheiten auf. Hexenaktivität definierte sich durch das Zufügen von Schaden gegenüber den Mitmenschen mit Hilfe übernatürlicher Kräfte. Der Glaube an den Teufelspakt wurde erst später übernommen [Anm. 18].

Ein sehr charakteristisches Merkmal war die Haltung so genannter „Imps“ oder Familiaren, kleiner Haustiere, die für die Hexe Aufgaben erfüllten und dafür von der Hexe oder durch ein Hexenmal am Körper ernährt wurden [Anm. 19]. Ein Beispiel aus dem Film dafür ist, dass der Zeuge, der gegen Richard und Sarah aussagt, Tiere im Beisein der magischen Handlung gesehen haben will. Überhaupt legte man zur Zeit der Prozesswelle keinen großen Wert darauf, die Glaubwürdigkeit der Zeugen zu überprüfen. Jeder konnte als Zeuge akzeptiert werden, unabhängig von Geisteskrankheit, kriminellem Verhalten oder Voreingenommenheit [Anm. 20].

Vor diesen Hintergrund stellt Reeves seine Hexenjäger – Thematik. Matthew Hopkins und sein skrupelloser Gehilfe John Stearne treten als habgierige, ihre Opfer willkürlich wählende Hexenjäger in Erscheinung, die in ihrem Vorgehen auch vor grausamen Foltermethoden nicht zurückschrecken. Auffallend ist, dass es im damaligen England vor dem Auftreten dieser beiden Männer kaum „Hexenjäger“ als solches gab, die darauf spezialisiert waren, Hexen aufzuspüren und zur Strecke zu bringen[Anm. 21]. Tatsächlich kamen unter Hopkins und Stearne ungewöhnlich viele Opfer zu Tode [Anm. 22].

Die Person Matthew Hopkins ist bis heute nicht vollständig geklärt. Seine genaue Biographie ist nur in Spuren erhalten. Man geht davon aus, dass er nach 1619 geboren wurde und eine juristische Ausbildung genossen hatte [Anm. 23]. Er war Verfasser des Werkes „The Discovery of Witches“, das 1647 erschien[Anm. 24]. Hopkins behauptete in öffentlichem Auftrag zu handeln und hatte sich sehr wahrscheinlich selbst den Titel „Witch Finder General“ oder „Generalhexenjäger“, gegeben [Anm. 25], als der er im Film bezeichnet wird.

Der Film nennt als Grund für die Grausamkeit seines Vorgehens Habgier und religiösen Fanatismus. Dies war außerdem lange Zeit die verbreitete Meinung über Hopkins` Motive der Hexenjagd, die allerdings nicht unbedingt haltbar ist. Zwar wurden Hopkins und seine Gehilfen für ihre Dienste bezahlt, jedoch ist nicht nachweisbar, dass allein Geld der ausschlaggebende Aspekt für ihr Tun war. Ebenso befanden sich unter den Opfern Menschen jeglichen sozialen Standes (auch Geistliche), sodass man von ausschließlich konfessionellen Beweggründen absehen kann. Vielmehr anzunehmen ist, dass es ihnen eher ein Bedürfnis war der Allgemeinheit zu dienen[Anm. 26]. Auch John Stearne betonte immer wieder, dass es niemals seine Absicht gewesen sei, sich durch die Prozesse zu bereichern[Anm. 27].

Es gab Gerüchte, dass Matthew Hopkins selbst der Wasserprobe unterzogen worden und als Hexer hingerichtet worden sei, wobei aber die Beschreibung seines Gefährten Stearne, er sei 1647 an der Schwindsucht gestorben, um einiges wahrscheinlicher ist [Anm. 28]. Sein Ende, wie es im Film beschrieben wird, dass Hopkins von den Gefährten Richards getötet wird, ist aber in jedem Fall fiktiv. Nach Hopkins` Tod verfasste John Stearne selbst ein Werk zur Hexenthematik, „A Confirmation and Discovery of Witchcraft“, das 1648 erschien [Anm. 29]. Daher kann man davon ausgehen, dass auch Stearne eine Ausbildung genossen hatte.

Hopkins wendet in Reeves` Film zum Teil sehr grausame Foltermethoden an. Besonders am Vorgehen mit dem Pastor John Lowes wird der Vorgehensweise der Hexenjäger eine besondere Brutalität zugemessen.

Die Person John Lowes ist historisch belegt und relativ gut dokumentiert [Anm. 30]. Während er im Film als gütiger und rüstiger älterer Herr dargestellt wird, der schließlich der Willkür Hopkins` zum Opfer fällt, muss man aus historischer Sicht sagen, dass der Pastor aus Brandeston bei seiner Anklage bereits 80 Jahre alt und während seiner Amtszeit mehrfach in Konflikte mit seinen Gemeindegliedern verwickelt war, die zum Teil handgreiflich ausarteten. Darüber hinaus verdächtigte man ihn schon lange der Hexerei [Anm. 31]. Anklagepunkte, die ihn zum Hexer abstempelten, waren unter anderem Kindermord, das Töten mehrerer Nutztiere und das Anrichten von Schaden mit Hilfe von Imps[Anm. 32].

Matthew Hopkins ging tatsächlich sehr brutal mit Lowes um. Er hielt ihn mehrere Nächte unter Schlafentzug und ließ ihn in seiner Gefängniszelle umhergehen, bis er atemlos war. Außerdem unterzog er ihn der Wasserprobe[Anm. 33].

Diese Vorgehensweisen um an ein Geständnis zu kommen, war typisch für Hopkins (er wandte sie bei mehreren Opfern an), ebenso der Vorwurf, die Hexe habe sexuellen Kontakt mit dem Teufel gehabt. Diese Vorstellung war vorher in England nicht üblich. Genauso häufig kam die Untersuchung des Opfers nach Hexenmalen vor, gefühllose Stellen am Körper, die durch Hineinstechen ausfindig gemacht werden sollten[Anm. 34], was im Film auch eindrucksvoll gezeigt wird.

Besonders dramatisch beschreibt Reeves das Vorgehen der Wasserprobe um die Schuld der Opfer zu beweisen. Dazu lässt Hopkins sie mit Seilen fesseln und von einer Brücke in den Fluss sinken. Die Schuld ist bewiesen, wenn die Opfer nicht untergehen. Die Grausamkeit und Skrupellosigkeit dieser Handlungen wird vor allem dadurch deutlich gemacht, dass eine Angeklagte betont, dass sie schwanger sei und ein solches Vorgehen deswegen nicht rechtens sei, worauf man ihr entgegnet dass ihr Kind vom Teufel selbst gezeugt worden sei. Dies allein rechtfertige schon diese Behandlung.

Historisch überliefert ist, dass Hopkins und Stearne selbst betonten, dass sie die Wasserprobe nicht aus Grausamkeit und Willkür, sondern auf die Aufforderung der Opfer hin durchführten, die damit endgültig ihre Unschuld beweisen wollten, um so der Isolation aus der Dorfgemeinschaft zu entgehen[Anm. 35].

Als übliche Hinrichtungsmethode beschreibt der Film Tod durch Erhängen, was auch der historischen Wirklichkeit entspricht[Anm. 36]. Allerdings wird in der Szene des Films, die in Lavenham spielt, die Dramatik gesteigert, indem die beiden Opfer verbrannt werden.

Analyse der filmischen Umsetzung

Filmische Mittel

  • Szene: Einführung Matthew Hopkins/Hexe am Galgen<
    • Detailreiche und schonungslose Gewaltdarstellung
    • Nahaufnahmen des Gesichtes der Hexe
    • Nahaufnahmen der Gesichter des Mobs und des Pfarrers: Gleichgültigkeit gegenüber Gewalt; für sie ist dies die gerechte Strafe für eine Hexe -> Mob wirkt trotz geringer Anzahl an Leuten bedrohlich
    • Direkter Schwenk (Überleitung) von der am Galgen baumelnden Hexe auf Matthew Hopkins (-> wirkt von Anfang an bedrohlich)
  • Szene: Dialog Hopkins-Stearne
    • Nahaufnahmen der Gesprächspartner Hopkins und Stearne zeigen deren Emotionslosigkeit gegenüber, bzw. Spaß an den schon begangenen und noch zu verrichtenden Grausamkeiten
  • Szene: Dialog Hopkins-Sarah
    • Hopkins Gesicht wird von unten/aus Sarahs Perspektive aufgenommen, wodurch seine Überlegenheit unterstrichen wird und er noch bedrohlicher wirkt
    • Sarah wird von oben/aus Hopkins Perspektive aufgenommen, was ihre Unterlegenheit und Verzweiflung unterstreicht
  • Szene: Folterung des Priesters
    • Nahaufnahmen der Gesichter Stearnes und des Priesters zeigen dessen Spaß an der dem Priester zugefügten Gewalt, bzw. dessen Qual
  • Szene: Die Wasserprobe
    • Nahaufnahmen der Gesichter der Hexenjäger: Hopkins und Stearne verrichten ihre Arbeit scheinbar vollkommen ungerührt und seriös, obwohl man in Stearnes Blick ablesen kann, wie viel Freude ihm dieser Macht
    • Die Menge, obwohl gering an Zahl, wirkt durch die Bewaffnung mit Heugabeln und ihre Partizipation an der Durchführung der Wasserprobe bedrohlicher, eher wie ein aufgebrachter Mob
  • Szene: Der Racheschwur
    • Nahaufnahmen der Gesichter zeigen Richards Entschlossenheit und Sarahs Verzweiflung
    • Kameraperspektive (aus Sicht des Kreuzes, vor dessen Angesicht Marshall seinen Schwur ablegt) -> Transzendenz
  • Szene: Gespräch Hopkins – Stearne
    • Nahaufnahme zeigt Stearnes gehetzten Blick und seine Furcht vor Marshall, während Hopkins sehr ruhig und abgeklärt wirkt; Stearne ist von der Hexenjagd nicht wirklich überzeugt, führt sie nur zur persönlichen Bereicherung (auch an den Gewalttaten) aus und will bei Gefahr untertauchen; für Hopkins ist die persönliche Bereicherung zwar auch ein Argument, er ist jedoch von seinem Tun überzeugt
  • Szene: Verbrennung der Hexe in Lavenham
    • Erneut viele Nahaufnahmen von Gesichtern: die Menge beobachtet das Schauspiel fasziniert, doch ohne jede Gefühlsregung; allein der Mann der Beschuldigten zeigt Gefühlsregungen, die durch das Verhalten der anderen um so deutlicher hervortreten und dieses noch mehr herausheben
  • Szenen: Folterung und Ende<
    • Als Hopkins Sarah durch Stearne foltern lässt, schlägt Richards Entschlossenheit endgültig in Wahn um (erkennbar an seinem Blick), so dass er, als sich ihm die Möglichkeit bietet, Hopkins wahrhaft „abschlachtet“; Sarah ist über dies und ihre ganze Lage dermaßen verzweifelt, dass sie ihr Leid laut herausschreit; ihr Blick deutet an , dass sie über ihre Lage den Verstand verloren hat

Die Hauptcharaktere

Matthew Hopkins (Vincent Price)
Der Hexenjäger ist ein Besessener, der von Lust, Geld und Machtgier getrieben wird und seine Opfer erbarmungslos zu Tode quält. Seine dunklen, fast schulterlangen Haare und sein Bart in Kombination mit dem schwarzen Mantel und Hut und seinen gefühlskalten Blicken lassen ihn sehr bedrohlich wirken. Er verfügt über einen großen Einfluss auf die Bewohner des Dorfes und wird von ihnen als eine Art Messias verstanden.
Vicent Price, der in mehreren Edgar Alan Poe - Verfilmungen mitspielt, gilt auch wegen seiner Rolle in "Witchfinder General" als der "Ritter der ruhelosen Gestalt, der verdammte Edelmann, der Maître de plaisir des Grauens" in einer der "bizarrsten Reflexionen über Gewalt und ihre Folgen, die je gedreht wurden".
John Stearne (Robert Russell)
Stearne ist der sadistische Folterknecht des Hexenjägers. Er begleitet ihn von Ort zu Ort, um "Besessene" aufindig zu machen. Sieht sich selbst als "ehrlicher Mann, der die Geständnisse besorgt". Arbeitet er nicht für den Hexenjäger vertreibt er seine Zeit in Kneipen. Als der Hexenjäger auf einer Reise ist, nutzt Stearne die Gelegenheit und vergewaltigt Sarah. Auch hegt er mit der Zeit Zweifel, dass der Hexenjäger ohne ihn Geschäfte machen will. Er stirbt mit dem Hexenjäger in der Folterkammer.
Richard Marshall (Ian Ogilvy)
Der Gute der Geschichte ist ein Bauernjunge und Soldat in Oliver Cromwells Diensten, der in Sarah verliebt ist und sie heiraten möchte. Nachdem ihm der Todesstoß des Hexenjägers durch die eigenen Männer genommen wurde, wird der Gute in dem Moment der Empörung zu einer rasenden Bestie.
Sarah Lowes (Hilary Heath)
Verlobt sich zu Beginn des Films mit Richard. Sie kommt relativ schnell auf die Idee, sich dem Hexenjäger hinzugeben, um ihren Onkel, ihren Ziehvater, vor der Folter und dem Tod zu bewahren. Ihr taktisch richtiges Handeln wird im Verlaufe des Films nicht durch moralische Skrupel getrübt. Am Ende verfällt Sarah, aufgrund der plötzlichen, zornigen Verwandlung ihres Verlobten, in einen endlosen Schreikrampf. Somit gibt es im Film kein Happy-End.
John Lowes (Rupert Davies)
John Lowes ist Priester in einem kleinen Dorf und der Onkel und Ziehvater von Sarah. Er fürchtet Gefahr und will deshalb, dass Richard Sarah fortbringt. Nachdem er von Dorfbewohnern wegen Hexerei angeklagt wird, sperrt man ihn in den Kerker. Obwohl ihn der Hexenjäger zunächst wegen Sarahs Liebesdienste am Leben lässt, wird er später der einzige dem Zuschauer bekannten Charakter auf der guten Seite sein, der dem Hexenjäger zum Opfer fällt und hingerichtet wird.

Fazit

Zusammenfassend kann man sagen, dass Michael Reeves` „Witchfinder General“ durchaus den Ansprüchen eines Historischen Spielfilmes entspricht. Obwohl viele legendäre Aspekte mit eingeflossen sind, gerade was Matthew Hopkins betrifft, dessen Person bis heute nicht vollständig geklärt ist, hat er sich im Rahmen der durch die Handlung vorgegebenen Möglichkeiten weitgehend an den historischen Gegebenheiten orientiert. Durch das Einbinden von Personen in die Gesamthandlung, die tatsächlich in dieser Zeit lebten (Oliver Cromwell, John Stearne und John Lowes) und den Bezug auf wichtige politische Gegebenheiten zu der Zeit der Handlung (Bürgerkrieg, Schlacht von Naseby und die Hexenverfolgung in East Anglia) wird der Eindruck einer gewissen historischen Authentizität vermittelt.

Lilian Varghese, Angie Hoffmann, Daniel Ohl, Erik Eisenhauer

Literatur

  • Coward, Barry: Oliver Cromwell, 3. Ausg., London 1993. S. 25.
  • Sharpe, Jim: The devil in East Anglia: the Matthew Hopkins trials reconsidered. In: Barry, Jonathan, Hester, Marianne und Roberts, Gareth (Hrsg.): Witchcraft in Early modern Europe. Studies in culture and belief. (Repr.) Cambridge 1999 (S.237 – 254). S. 237.
  • Maurer, Michael: Geschichte Englands. Stuttgart 2000. S. 150.
  • Acker, Christian von: Horror – Lexikon. Berlin 1999.
  • Baudy, Leo: Horror, In: Hans- Otto Hügel (Hrsg): Handbuch Populäre Kultur. Stuttgart, Weimar 2003, S. 244- 255.
  • Hutchings, Peter: Hammer and beyond, The British Horror film. Glasgow 1994.
  • Skkeeßlen, Georg, Jung, Fernand: Horror, Geschichte und Mythologie des Horrorfilms. Marburg 2006.
  • Stiglegger, Martin: Horrorfilm, In: Thomas Koebner (Hrsg.): Reclams Sachlexikon des Films. Stuttgart 2002, S. 263- 267.
  • Hahn, Ronald M., Giesen, Rolf: Das neue Lexikon des Horrorfilms, Berlin 2002, S. 307-308.
  • Dick, Rainer: Stars des Horrorfilms, München 1996, S. 118-128.

Anmerkungen:

  1. Hutchings, S. 20. Zurück
  2. Hutchings, S. 136. Zurück
  3. Seeßlen, S. 391. Zurück
  4. Stiglegger, S. 266. Zurück
  5. Hutchings, S. 136f. Zurück
  6. Seeßlen, S. 402. Zurück
  7. Acker, S. 308. Zurück
  8. Seeßlen, S. 391. Zurück
  9. Coward, Barry: Oliver Cromwell, 3. Ausg., London 1993. S. 25.  Zurück
  10. Sharpe, Jim: The devil in East Anglia: the Matthew Hopkins trials reconsidered. In: Barry, Jonathan, Hester, Marianne und Roberts, Gareth (Hrsg.): Witchcraft in Early modern Europe. Studies in culture and belief. (Repr.) Cambridge 1999 (S.237 – 254). S. 237.  Zurück
  11. Maurer, Michael: Geschichte Englands. Stuttgart 2000. S. 150.  Zurück
  12. Maurer, S. 120. Zurück
  13. Coward, S. 25. Zurück
  14. Maurer, S. 152.  Zurück
  15. Coward, S. 24. Zurück
  16. Maurer, S. 121.  Zurück
  17. Perlhefter, Verena: Die Gestalt des „Hexenjägers“ des 17. Jahrhunderts und sein gesellschaftliches und politisches Umfeld. Adam Lebaldt von Lebenwaldt, Matthew Hopkins und Cotton Mather. Leben, Werke, Werdegänge. Frankfurt am Main 2003. S. 134.  Zurück
  18. Perlhefter, S. 138. Zurück
  19. Perlhefter, S. 139. Zurück
  20. Perlhefter, S. 142. Zurück
  21. Sharpe, S. 238.  Zurück
  22. Macfarlane, Alan: Witchcraft in Tudor and Stuart England. A regional and comparative study. (2. Ausg.) London 1999. S. 135. Zurück
  23. Perlhefter, S. 143f. Zurück
  24. Perlhefter, S. 156. Zurück
  25. Perlhefter, S. 144. Zurück
  26. Macfarlane, S. 140.  Zurück
  27. Ebd. Zurück
  28. Perlhefter, S. 146f. Zurück
  29. Perlhefter, S. 149. Zurück
  30. Sharpe, S. 241. Zurück
  31. Perlhefter, S. 154. Zurück
  32. Sharpe, S. 241. Zurück
  33. Ebd. Zurück
  34. Macfarlane, S. 139. Zurück
  35. Macfarlane, S. 141. Zurück
  36. Perlhefter, S.150. Zurück
 
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