Hexenprozesse in Kurmainz

Die Dieburger Pfarrkirche

Die Dieburger Wallfahrtskirche spiegelt die Geschichte Dieburgs, weil sie für das künstlerische Schaffen der Frühen Neuzeit steht und damit für die verschiedenen Aspekte dieser Zeit.

Die außerhalb der Mauern gelegene Kirche war bis 1569 Pfarrkirche, also etwa zwanzig Jahre vor dem Ausbruch der ersten Prozesse. Der Bau geht auf einen vorromanischen Vorgängerbau zurück, der in der zweiten Hälfte des 12 Jahrhunderts zu einer dreischiffigen Pfeilerbasilika umgebaut wurde. Der Chor, der in fünf Seiten eines Achtecks schließt, stammt aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Eine maßgebliche Umgestaltung erfolgte erst 1697-1715, als die Marienkapelle abgebrochen und durch ein westliches Querschiff ersetzt wurde. Im Innenraum erfolgten weitere Veränderungen, von denen als wichtigste die Errichtung des Hauptaltars 1715, zweier Seitenaltäre 1733 und des Orgelprospektes 1759 zu nennen sind.

Unmittelbar aus der Zeit der Hexenprozesse stammt nur der Ullner Altar von 1604 im Ostchor, der die vollplastischen Figuren der Stifterfamilie zeigt.

Parochia S. Petri Dieburg

Parochia S. Petri Dieburg

Beschreibung (der heutigen Wallfahrtskirche) aus den Aufzeichnungen des Jesuiten J. Gamans um 1655 in einer Abschrift durch den Walldürner Pfarrer Severus (18. Jh.):

Porro cum mansfeldius Anno 16.. suburbia haec destruxisset pleraque, etiam templo aliquam parte laeso: Consul et altarium tabulas et statuas et populi sedes cum omni apparatu, etiam ipsis asseribus et saxis sepulchralibus transtulit in ipsam civitatem ad templum desertum Monasterii FF minorum conventualium, un quo omnia altaria aliaque eo ordine, quo prius fuerant iterum disposuit, hodieque tota disposita ibidem videntur.

Atque ab eo tempore Parochialis ecclesiae officia amnia hic peraguntur, praeter sepulturas, certis etiam hebdomadae diebus et anni temporibus praecipue in Xlma hic divina peraguntur publica, eoque fine una in turri campana est relicta, duabus aliis in templo intra urbem illatis.

Hodie templum illus fenestris tectisque fractis, tabulati asseribus undique, etiam in choro revulsis, saxis etiam sepulchralibus amotis, ostiis omnibus sublatis, miseram habet speciem, et sane ut aiunt poterat omne damnum a mansfeldiis illatum facile sarciri, ac ita vetus parochia publico civitatis commodo ac honori caonservari.

"Sodann, als Mansfeld 16(22) diese Vorstädte zum größten Teil zerstört und auch die Kirche zum Teil beschädigt hatte, ließ der Stadtrat sowohl die Altartafeln als auch die Figuren und das Kirchengestühl mit allem Zubehör, selbst auch mit dem Lattenwerk und den Grabsteinen in die Stadt in die verlassene Kirche des Klosters der Franziskaner-Konventualen schaffen, in der die Altäre und das Übrige nach der Ordnung die früher gewesen war, wieder aufgestellt wurden und wo man sie noch ganz aufgestellt sehen kann. Und dazu wurden von dieser Zeit an alle Gottesdienste der Pfarrei hier gehalten, abgesehen von den Beerdigungen."

"Sicher wurden ebenso an den Wochentagen und zu den Anniversarien, besonders in der Fastenzeit, hier öffentlich Gottesdienste abgehalten, zu welchem Ende im Turm eine Glocke zurückgelassen wurde. Die beiden anderen Glocken wurden in die Kirche in der Stadt übertragen."

"Heute (d.h. 1655) bietet jenes Gotteshaus, mit zerbrochenen Fenstern und Dach, mit überall, auch im Altarraum heraus gerissenen Latten und mit den weggenommenen Grabsteinen ein erbarmungswürdiges Bild.

Und in der Tat, wie es scheint, könnte man allen von Mansfeld angerichteten Schaden leicht ausbessern, damit jene alte Pfarrkirche zu allgemeinem Nutzen und Ehre der Stadt bewahrt werde." 

0.2.Nachweise

Verfasser: Ludolf Pelizaeus und Peter Murmann.

 
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