Hexenprozesse in Kurmainz

Analyse: Hexen – Magie, Mythen und die Wahrheit

Der Film Hexensabbat von Jan Peter und Yuri Winterberg ist der erste Teil des dreiteiligen Dokudramas Hexen – Magie, Mythen und die Wahrheit, eine Koproduktion von L.E. Vision und MDR für die ARD. Er bietet Einblick in die historischen und mythischen Dimensionen des Hexenglaubens. In der spektakulären Mischung aus Dokumentar- und Spielfilmelementen, basierend auf den neuesten Forschungsergebnissen wird gezeigt, wie die uralte Furcht der Menschen vor Zauber, Unholden, Magie – kurz vor dem Unerklärlichen – in einem fanatischen Hexenwahn kulminieren konnte.

Hexensabbat enthält alle wesentlichen Bestandteile eines Dokudramas.[Anm. 1]

Sprecher:
Der Sprecher führt den Zuschauer außerhalb der Expertengesprächen und Spielszenen durch die Handlung des Films. Er verknüpft die einzelnen Szenen des Films, um sie dem Zuschauer leichter verständlich zu gestalten.

Experten:
In HEXENSABBAT kommen vier Experten bzw. Expertinnen zu Wort. Meist dient ihre gewohnte Arbeitsumgebung als Kulisse des jeweiligen Interviews. Der Saarbrücker Historiker Wolfgang Behringer sitzt zum Beispiel vor einer alten Bibliotheks-Kulisse, während die römische Archäologin Marina Piranomonte vor einer Säulen- und Skulpturarkade ihr Expertengespräch führt. Da die Archäologin in Italienisch redet, werden ihre Interviews durch eine Übersetzerstimme aus dem off begleitet.
Bei jedem Expertengespräch werden sogenannte Bauchbinden bzw. Insells eingeblendet. Sie zeigen dem Zuschauer, wie der jeweilige Experte heißt und welchem Genre er angehört. Dem Zuschauer ist folglich sofort ersichtlich, dass Wolfgang Behringer dem Beruf des Historikers an der Universität Saarbrücken nachgeht. Zusätzlich wird stets das Logo bzw. das sogenannte Branding der Reihe HEXEN – MAGIE, MYTHEN UND DIE WAHRHEIT zur Bauchbinde des Experten eingeblendet. Das außergewöhnlich geformte X des Titels dient dazu, der dreiteiligen Dokudrama-Reihe seinen Stempel zu verpassen.

Zeitzeugen:
Da HEXENSABBAT ausschließlich die Zeit des Mittelalters behandelt, spielen Zeitzeugen keine Rolle. Selbst im dritten Teil der Reihe, WALPURGISNACHT, der die Wiedergeburt von Hexenglauben und Hexenkluft in der Moderne und unter anderem im NS-Staat beleuchtet, wurden keine Zeitzeugen befragt. Sicherlich um eine gewisse Konstante in die komplette Reihe zu bringen.

Archivalien:
Das Abbilden von Archivalien stellt den ersten Teil der sogenannten Neudrehs dar. In HEXENSABBAT werden Gemälde, Schriften, Akten, Bücher sowie archäologische Fundstücke präsentiert. Die einzelnen Objekte werden dabei in unterschiedlichen Kameraeinstellungen, zum Teil mit Hilfe von Kamerafahrten abgefilmt, um das Bild des starren Gegenstandes aufzubrechen.

Karten:
Karten werden verwendet, um lokale und zeitliche Ausbreitung eines Phänomens zu beschreiben. Meist sind sie, wie in HEXENSABBAT, computeranimiert, wodurch mehr Effekte eingesetzt werden können. So kann man zur Karte ran und wieder weg zoomen, Grenzen und Namen ein- und ausblenden sowie bedeutende, wichtige Flächen markieren.

Originalschauplätze:
Das Abfilmen von Originalschauplätzen soll dem Zuschauer ein genaueres Bild von der Umgebung geben und die Begebenheit der Geschichte authentischer darstellen. Im Film werden mehrere Originalschauplätze dargestellt. Meist werden sie, ähnlich wie die Archivalien, in mehreren, teils sehr aufwendigen Einstellungen präsentiert, um dem Zuschauer ein möglichst genaues Bild der Örtlichkeit zu liefern.
Eine besondere Vorstellung eines Originalschauplatzes liefert HEXENSABBAT, als man die römische Archäologin Marina Piranomonte zu einer Ausgrabungsstätte mitten in Rom begleiten kann. Somit wird ein Expertengespräch geschickt mit dem Dreh eines Originalschauplatzes vereint, wodurch diese Szene noch authentischer auf den Zuschauer wirkt.

Assoziative Neudrehs:
Durch assoziative Neudrehs soll sich der Zuschauer durch besondere Kameraeinstellungen und bestimmte Motive mit dem Dokumentierten identifizieren, sich von der Thematik emotional erfassen lassen und etwas Bestimmtes dabei assoziieren. Beispielsweise erzählt der Sprecher von Hexen, die nachts durch die Lüfte fliegen, während man den assoziativen Dreh eines Nachthimmels präsentiert bekommt.

Spielszenen:
Das Dokudrama wird durch bestimmte Spielszenen, die das Geschehene darstellen, angereichert. Dadurch fällt es dem Zuschauer leichter z.B. historische Ereignisse nachzuvollziehen. Die Spielszenen im Film HEXENSABBAT fallen sehr unterschiedlich aus. Manche Szenen werden aus dem off durch den Sprecher beschrieben, andere Szenen enthalten Monologe der Charaktere aus dem off oder enthalten richtige Dialoge zwischen den einzelnen Charakteren. Meist werden die Spielszenen mit einer eigens für die Reihe komponierten Musik unterlegt. Diese soll den Szenen mehr Substanz und atmosphärische Tiefe verleihen.
Auch HEXENSABBAT arbeitet mit Leitstorys, das heißt, die Thematik wird in bestimmte Geschichten eingebettet, die sich wie ein roter Faden durch die Dokumentation ziehen. Der erste Hauptstrang bildet die Geschichte um das Mädchen Pierina, das als eines der ersten Opfer der fanatischen Hexenverfolgungen gilt. Im zweiten Hauptstrang wird die Geschichte des elsässischen Mönchs Heinrich Kramers erzählt, der in seinem Buch „Hexenhammer“ die Überführung und Folterung von Hexen proklamiert.

 

Marie Czilwik; Svenja Schmidt, Tobias Jeschke

Literatur

  • Film:
    • Hexen, Magie, Mythen und die Wahrheit. Regie: Jan Peter, Drehbuch: Yuri Winterberg, 2004.
  • Literatur:
    • Behringer, Wolfgang: Hexen. Glauben, Verfolgung, Vermarktung. München ³2002.
    • Decker, Rainer: Hexen. Magie, Mythen und die Wahrheit (Buch zum Film). Darmstadt 2004.
    • Hexen. Analyse, Quellen, Dokumente. Digitale Bibliothek (Bd. 93). Berlin 2002.
    • Jung, Heidemarie: Hexenprozesse im 17. Jahrhundert. Online zugänglich unter: www.rhein-lahn-info.de/geschichte/heimatbuch-dausenau/hexenprozesse.htm, Zugriff am 03.07.2006.
    • Koebner, Thomas (Hrsg.): Reclams Sachlexikon des Films, Stuttgart 2002.
    • Tewes, Annette: „Geschichte und ihre Umsetzung im Film“. Vortrag vom 1. Juni 2006 im Historischen Seminar der Universität Mainz.

Anmerkungen:

  1. Siehe Bestandteile des Doku-Dramas LINK!!! Zurück
 
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